Wie lebt es sich auf dem Land? Wie sind die Aussichten für die nächsten Jahre? Was wird für eine positive Entwicklung benötigt? – diesen Fragen möchte die Europäische Kommission auf den Grund gehen und plant deshalb eine Zukunftsvision bis 2040 für ländliche Gebiete zu erstellen. Dafür ruft sie zu einer breiten Beteiligung aus der Bevölkerung auf. Sie bietet Dörfern und Regionen die Möglichkeit, eigene Visionen, Schwerpunkte, Ideen oder Herausforderungen mitzuteilen und dadurch die „Vision 2040“ für ländliche Räume mitzugestalten.
"Die Zukunft der ländlichen Gebiete Europas lässt sich nur vor Ort gestalten,“ betont Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Die öffentliche Konsultation wird eine auf den Vorstellungen der Bevölkerung beruhende neue Strategie und Vision für den ländlichen Raum Europas im Jahr 2040 hervorbringen."
Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Region an der Romantischen Straße hat am Samstag, 16. Januar, einen zweistündigen Online-Workshop zu dem Thema veranstaltet. Das Rural European Network for Rural Development (ENRD) hat hierfür Material zur Verfügung gestellt, das von den Teilnehmern gemeinsam bearbeitet wurde.
In drei Gruppen wurden die Themen „Infrastruktur/Dienstleistungen & Soziale Inklusion, Vitalität“, „Einkommen/Arbeitsplätze/Grundbedarf/Energie, Technologie, Digitalität“ und „Klimawandel“ im westlichen Landkreis Ansbach näher beleuchtet. Wo gibt es Probleme? Wie könnten diese behoben werden? Insgesamt neun Teilnehmer haben sich an dem Workshop beteiligt und gemeinsam Lösungsansätze erarbeitet.
Hierbei stellte sich heraus, dass die Teilnehmer vor allem das Thema Ärzte und Pflegepersonal im ländlichen Raum bemängeln. Immer mehr Krankenhäuser hätten mit hohen Defiziten zu kämpfen und Arztpraxen fänden nur sehr schwer Nachfolger. „Nur durch eine größere Wertschätzung, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Bezahlung könne dieses Problem behoben und die Gesundheitsversorgung auf dem Land gewährleisten werden“, sind sich die Teilnehmer sicher.
Aber nicht nur die Gesundheitseinrichtungen, sondern auch der lokale Einzelhandel und das Handwerk seien vom Aussterben bedroht. Erarbeitete Lösungsansätze: regionale Produkte sollten besser vermarktet und deren Herstellung aktiv gefördert werden. Des Weiteren müsse auch die Vielfalt dieser Produkte vermehrt nach außen kommuniziert werden.
Beim Thema öffentlicher Nahverkehr sind sich die Teilnehmer einig: er müsse in der Region dringend ausgebaut und durch Zusatzangebote ergänzt werden. Es müssten alternative Lösungen gefunden werden, die den Anforderungen des großflächigen ländlichen Raums gerecht würden. Ideen hierfür wären beispielsweise Carsharing oder der Einsatz von autonomen Bussen.
Zum Thema Klimawandel wurden Probleme in den Bereichen Wald- und Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Flora/Fauna unter die Lupe genommen. Die Teilnehmer sehen hier vor allem das Aussterben der regionalen Wälder durch Trockenheit und den Borkenkäfer als Gefahr. Dem könne man nur durch eine langfristige und nachhaltige Planung des Waldumbaus entgegenwirken. Um den Auswirkungen des Klimawandels zu entgehen, sollte als Grundvoraussetzung die Akzeptanz für erneuerbare Energien in der Bevölkerung gefunden und ausgebaut werden. Die Teilnehmer heben hervor, dass der ländliche Raum auch als Energieproduzent für die Ballungsräume genutzt werden könne.
Wie die Ergebnisse des Workshops zeigen, gibt es in der Region ausreichend Stellschrauben, an den in den nächsten 20 Jahren gedreht werden muss. Europaweit können die Workshops noch bis Ende Januar von regionalen Akteuren veranstaltet werden.
Alle eingereichten Workshop-Ergebnisse lässt die Europäische Kommission in die Erarbeitung der „Langzeitvision 2040“ einfließen. Die daraus resultierende Zukunftsaussicht wird voraussichtlich im Frühjahr in einer entsprechenden Mitteilung veröffentlicht. Ziel ist es, auf europäischer Ebene eine Diskussion über die Zukunft des ländlichen Raums und über dessen Platz in unserer Gesellschaft in Gang zu setzen.