Öl statt Milch : Bauernhof geht neue Wege

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| Öl statt Milch : Bauernhof geht neue Wege

Die Berufsbezeichnung Ölmüller dürfte den meisten heute fremd sein. Der Beruf ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Aber einige solcher Ölmüller gibt es eben doch noch. Und einer der jüngsten von ihnen ist Tobias Kreiselmeyer. Der 27-jährige stellt in Insingen-Lohr hochwertige Speiseöle her – Alles aus einer Hand. Mit Hilfe von EU-Fördermitteln wurde der Betrieb fit für die Zukunft gemacht. 

Landwirtschaft ist bei Familie Kreiselmeyer Tradition. Seit mehr als fünf Generationen beschäftigt sie sich mit Ackerbau und Milchvieh. Aber im Zeitalter der Globalisierung wird es immer wichtiger, dass die Landwirte auch neue Wege gehen und neue Märkte erschließen. Das hat auch Tobias Kreiselmeyer erkannt. Sein Ziel: Ein zweites wirtschaftliches Standbein schaffen. “Es soll nachhaltig dazu beitragen, den Betrieb auch in Zukunft konkurrenzfähig und rentabel zu machen”, betont der Landwirt. Aber wie? Bei einem Praxisjahr in Kanada, konnte Kreiselmeyer erste Erfahrungen mit Leinanbau sammeln und war fasziniert von dem Potential kaltgepresster Speiseöle aus diesen alten Sorten. Anfang 2018 besuchte er die Grüne Woche in Berlin und wurde dort zudem auf Produkte aus Hanf aufmerksam – was hierzulande bis zum Ersten Weltkrieg eine gängige Feldfrucht war. Die Idee der Speiseölproduktion war geboren.

Kreiselmeyer kaufte sich eine gebrauchte Ölmühle und baute auf je 2 ha Leindotter, Lein, Hanf und Raps an. “Deutschlandweit werden 64 Prozent der Öle und Fette importiert, das muss nicht sein. In unseren heimischen Ölpflanzen steckt sehr viel Potential. Sie bringen Vielfalt in die regionale Küche und auch auf unsere Felder in der Region. Dabei kann gerade unser heimisches Rapsöl, welches reich an ungesättigten Fettsäuren ist, mit fast allen importierten Ölen mithalten.”

Im Mai 2018 war es dann endlich so weit: die erste Saat wurde gepresst. Das Ergebnis war vielversprechend - vier qualitativ hochwertige Öle aus Leindotter, Lein, Raps und Hanf “made in Lohr”. Schnell waren Abnehmer gefunden. Das Öl aus dem Rothenburger Land ist unter anderem im Dorfladen in Wettringen oder im E-Center und REWE in Rothenburg erhältlich. Aufgrund des großen Interesses wird zudem einmal in der Woche ein Direktverkauf ab Hof angeboten.

Qualität statt Quantität - so lautet das Geheimrezept des aromatischen Geschmacks. Denn obwohl Kreiselmeyer einen weitaus höheren Ertrag erzielen könnte, wenn er das Öl heiß pressen würde, setzt er auf eine kalte Pressung. Das heißt, er achtet ganz genau darauf, dass all seine Öle bei unter 37 Grad gepresst werden. Nur so können die wichtigen Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamine erhalten bleiben”, erklärt der Landwirt, “und das natürliche Aroma geht nicht verloren.” Doch gut Ding will Weile haben: Die Herstellung von Speiseöl ist ein sehr langwieriger Prozess. Nach einer Stunde Pressen erhält man zum Beispiel gerade einmal einen dreiviertel Liter Hanföl. Die Maschine läuft oft im Dauerbetrieb. Alle sechs Monate muss sie allerdings gereinigt und gewartet werden, weshalb sie bis zu drei Wochen ausfällt. Um diesem Produktionsstillstand entgegen zu wirken, hat sich Kreiselmeyer mit Unterstützung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Region an der Romantischen Straße unter anderem eine neue, leistungsstarke Presse angeschafft, die auch Walnüsse pressen kann. Zudem wurden weitere Geräte (z. B. Anrollverschließer, Etikettierer, Abfüller) und eine Kammerfilterpresse zur Ölreinigung mit den LEADER-Fördermitteln finanziert. Zur Vermarktung der Produkte wurde ein Internetauftritt mit Onlineshop entwickelt (https://manufaktur-kreiselmeyer.de/). Insgesamt mehr als 40.000 Euro hat Kreiselmeyer in die Zukunft seiner Ölmanufaktur investiert. Die LAG Region an der Romantischen Straße unterstützt das gesamte Vorhaben mit rund 13.700 Euro. “Ziel ist es, den landwirtschaftlichen Familienbetrieb in die Zukunft zu führen, die Arbeitsplätze zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. So ein Projekt unterstützen wir als LAG natürlich sehr gerne”, erklärt Pia Grimmeißen-Haider, Geschäftsführerin der LAG Region an der Romantischen Straße.

In dem Magazin "LandInForm", welches bundesweit erscheint, wurde Ende 2019 die Erfolgsgeschichte von Tobias Kreiselmeyer und seiner Ölmanufaktur veröffentlicht. Hier kann die komplette Ausgabe gelesen werden. Der Artikel befindet sich auf Seite 28.