Die 2014 gestartete LEADER-Förderung für die Region an der Romantischen Straße neigt sich langsam dem Ende zu. Über eine Fortsetzung und die mögliche neue Ausrichtung hat der enge Vorstand der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) gemeinsam mit der EU-Abgeordneten Marlene Mortler gesprochen. Die CSU-Politikerin war am Freitag, 24. Januar, auf Burg Colmberg zu Gast, um sich über die LAG und ihre Projekte zu informieren.
“Einfach klasse”, mit diesen zwei Worten fasst Marlene Mortler zusammen, was sie von der LAG Region an der Romantischen Straße hält. “Sehr durchdachte Projekte, mit denen sich die Menschen identifizieren können. Das Gemeinsame innerhalb der beteiligten Gemeinden ist gewachsen. Man weiß mehr voneinander. Man kennt sich. Man identifiziert sich”, sagt sie weiter.
Bei einem gemeinsamen Mittagessen mit dem engen LAG-Vorstand - bestehend aus Johannes Hellenschmidt (1. Bürgermeister Ohrenbach), Peter Köhnlecher (1. Bürgermeister Insingen) und Wilhelm Kieslinger (1. Bürgermeister Colmberg) - dem LAG-Vorsitzenden Herbert Lindörfer, der LAG-Geschäftsführerin Pia Grimmeißen-Haider und dem LEADER-Koordinator Ekkehard Eisenhut wurden auf Burg Colmberg Erfahrungen ausgetauscht und Projekte vorgestellt.
Frau Mortler hat ihre Arbeit in Brüssel erläutert, wie schwierig es sei die verschiedenen Gremien und deren Beschlüssen unter einen Hut zu bringen. Mit dem angestrebten Green Deal sehe sie zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Ihre Hoffnung liege aber auf der Zeit, nachdem Deutschland im Juli 2020 die Ratspräsidentschaft übernommen habe. Da würden auch die ersten Weichen für die nächste Förderperiode in LEADER gestellt werden. “Die gute Nachricht: LEADER geht weiter”, betont Mortler, ”Die ‘schlechte’ Nachricht: Großbritannien wird aus der EU austreten, daher wird es wohl nicht mehr Geld geben. Der Einfluss des Brexits, aber auch der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) auf die Ausstattung der einzelnen Bundesländer mit EU-Mittel bleibt noch abzuwarten.”
Die neue Förderphase startet 2021. LAG-Geschätsfürerin Pia Grimmeißen-Haider erläutert, welche Mölichkeiten es gäbe, um dann die Arbeit zu erleichtern und zu verbessern. Vor allem wünsche man sich eine Anhebung des Mindestanteils für LEADER von fünf auf zehn Prozent der ELER-Mittel, sowie eine Vereinfachung der Regelungen für die Umsetzung. Auch beim Projekt ‘Unterstützung Bürgerengagement’ sehe sie Handlungsbedarf: “Das Geld fließt in tolle Projekte in der Region, die super öffentlichkeitswirksam sind. Hier kommt das Geld der EU direkt bei den Bürgern an. Ein Wunsch von uns wäre die Möglichkeit dieses Budget auf 40.000 Euro aufzustocken und evtl. auch die mögliche Förderhöhe auf 3.000 Euro pro Projekt zu erhöhen.”
Eine Anregung, die Mortler begrüßt. Sie sieht es als logisch und konsequent, wenn der einzelne Ansatz auf 3.000 Euro und mehr angehoben werde. “Aus Erfahrung wird man klug. Deshalb ist es folgerichtig, wenn gerade in diesem Bereich mehr Möglichkeiten und finanzielle Mittel fließen”, so Mortler.
Als weiteren Wunsch gibt Grimmeißen-Haider an, dass zur Projekt-Bewilligung eine Kostenschätzung des geplanten Vorhabens ausreichen sollte. Denn vor der endgültigen Planung wäre die Bewilligung extrem wichtig. “LEADER ist ja oft unabdingbar für die finanzielle Tragbarkeit des gesamten Projekts”, hebt sie hervor. Deshalb solle die Kostenplausibilisierung erst vor dem Auszahlungsantrag notwendig sein. “Wenn wir wollen, dass LEADER weiter erfolg- und segensreich in die ländlichen Räume hineinwirkt, müssen wir den verantwortlichen Akteuren mehr Spielraum geben, mehr zutrauen”, antwortet darauf Mortler. Und weiter: “Nicht von Anfang an in die Details verlieren und verlieben, sondern das große Ganze sehen. Es geht um die Sache an sich und nicht darum, möglichst viele Menschen im Projekt zu beschäftigen und zu ‘quälen’. Es zählt das, was rauskommt für die Menschen in der Region. Sie müssen das Projekt mit Leben füllen.”
Die anwesenden Bürgermeister erzählten von ihren Erfahrungen mit LEADER und dass die Region mit ihren 19 Bürgermeistern durch die LAG enger zusammengerückt sei. Man kam überein, dass die Projekte ohne die EU-Gelder nicht umgesetzt worden wären. Herr Köhnlechner bemerkte zudem, dass für die Bürger die EU oft weit weg und oft negativ belegt sei nach dem Motto ‘das kostet nur unser Geld’. Durch die LAGs könnten die Menschen sehen, dass aus der EU auch etwas zurückkomme. Mortler sieht ebenfalls die große Bedeutung, die hinter der Arbeit der LAGs steckt: "Seit 1991 unterstützt die Europäsche Union mit dem LEADER-Ansatz modellhafte Projekte im ländlichen Raum. In den sogenannten LEADER-Regionen könen die Menschen Prozesse vor Ort mitgestalten. Lokale Aktionsgruppen (LAGs) bestimmen diesen LEADER-Prozess vor Ort und sind damit Motor der regionalen Entwicklung."
Im Anschluss an das Gespräch konnte Frau Mortler das Gelände besichtigen, auf dem das LAG-Projekt “BurgErlebnisSpielplatz Colmberg” noch dieses Jahr entstehen soll. Sie zeigte sich sichtlich beeindruckt. In diesem Rahmen übergab LEADER-Koordinator Ekkehard Eisenhut dem Antragsteller Christian Unbehauen feierlich den Bewilligungsbescheid über 34.953,48 Euro. So kann das Vorhaben nun in die Tat umgesetzt werden. Frau Mortler sagt zu, dass sie gerne zur Eröffnung wiederkomme.