Im Rahmen des LEADER-Kooperationsprojekts „Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken“ findet am Sonntag, 16. Februar, eine informative Entdeckungsreise durch die Region an der Romantischen Straße statt. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Bahnhof in Rothenburg ob der Tauber an der Treppe, die sich gegenüber des Busbahnhofs befindet.
“Unsere Region ist reich an Spuren jüdischen Lebens – doch sie zu finden, ist nicht immer einfach”, betont Pia Grimmeißen-Haider, Geschäftsführerin der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Region an der Romantischen Straße. “Die Exkursion richtet sich an alle, die an Themen zur jüdischen Vergangenheit interessiert sind. Unter fachkundiger Leitung können sich die Teilnehmer auf Spurensuche im Landkreis Ansbach begeben.”
Die Exkursion startet von Rothenburg aus mit einer gemeinsamen Busfahrt nach Schopfloch bei Feuchtwangen. Dort startet die Exkursion mit einem Besuch auf dem jüdischen Friedhof. Etliche Grabsteine sind witterungsbedingt bereits unwiederbringlich zerstört, die Inschriften nicht mehr lesbar, andere sind nur noch Fragmente. Der 2017 gegründete Verein Bet Olam hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, den jüdischen Friedhof im Rahmen eines LEADER-Projekts zu erforschen. Alle Grabsteine sollen umfassend dokumentiert und in einer Datenbank online veröffentlicht werden. Die LAG Region an der Romantischen Straße unterstützt dieses Vorhaben. Für die Projektleitung ist Susanne Klemm zuständig. Die Leiterin des Fränkischen Museums Feuchtwangen hat in ihrer beruflichen Tätigkeit bereits viele Kulturgüter mit Hilfe von Datenbanken inventarisiert. Denkmalerfassung wie auch die Arbeit mit Datenbanken sind ihr deshalb bestens vertraut. Die kunsthistorische Beschreibung der Grabsteine und die Koordination führt sie ehrenamtlich durch. Kaum ein anderer wird den Exkursionsteilnehmern also so ausführliche Informationen über den jüdischen Friedhof geben können wie sie. Gemeinsam mit Schopflochs Bürgermeister Oswald Czech, der zugleich 1. Vorsitzender des Vereins Bet Olam ist, wird sie die Teilnehmer über den Friedhof führen und das Projekt “Jüdischer Friedhof Schopfloch – Dokumentation" näher erläutern - welches nur dank der Unterstützung der LAG Region an der Romantischen Straße realisiert werden kann.
Um 11.45 Uhr geht es dann weiter in Richtung Dinkelsbühl. Unter der Leitung von Gerfrid Arnold geht es dort auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Altstadt. Stolpersteine, Häuser und ihre Geschichten stehen auf dem Programm. 1931 lebten rund 60 Juden in Dinkelsbühl. Mit dem Beginn der NS-Zeit hat der Großteil der jüdischen Bevölkerung die Stadt aber wieder verlassen. Diejenigen, denen keine Emigration gelang, wurden ab 1941 in die KZs und Vernichtungslager deportiert. Insgesamt kamen 30 Jüdinnen und Juden ums Leben, die in Dinkelsbühl geboren worden waren oder hier gelebt hatten. An diese jüdischen Einwohner erinnern heute die Häuser, in denen sie lebten, und die sogenannten Stolpersteine, die der Künstler Günter Demnig im Jahr 2009 verlegte. Gerfrid Arnold hat ein Buch zu dem Thema verfasst und kann einen detailreichen Einblick in die jüdische Vergangenheit Dinkelsbühls geben.
Nach dieser spannenden und zugleich nachdenklichen Zeitreise, geht es im Anschluss um 13.30 Uhr mit dem Bus zurück nach Rothenburg, wo Dr. Oliver Gußmann die Exkursionsteilnehmer empfängt. In Rothenburg bestand bereits seit dem 12. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde mit allen Einrichtungen wie Friedhof, Synagoge, Mikwe und Gemeindehaus. Seit vielen Jahren erforscht der Rothenburger Pfarrer Dr. Oliver Gußmann die jüdische Geschichte und gibt sein Wissen an die Öffentlichkeit weiter. Er hat beispielsweise einen jüdischen Stadtführer geschrieben. Neben dem Besuch des jüdischen Friedhofs mit dem ehemaligem Taharahaus, wird der Schrannenplatz, die Judengasse, das Judentanzhaus sowie das Rabbi Meir Denkmal besichtigt und ausführlich erläutert, was es mit den Orten auf sich hat. Wo die jüdischen Mitbürger wohnten, wie sie lebten und noch vieles mehr wird während dieser Führung erzählt und gezeigt. Dr. Oliver Gußmann entführt die Teilnehmer dabei in eine jüdische Welt, die viele Spuren in der heutigen Zeit hinterlassen hat.
Um 16 Uhr findet die Exkursion am Rothenburger Bahnhof ihr Ende. “Im Anschluss wäre auch noch ein eigenständiger Besuch des RothenburgMuseums - ehemals Reichsstadtmuseum - möglich”, betont Grimmeißen-Haider. “Ich hoffe, dass uns zahlreiche Teilnehmer bei unserer Exkursion begleiten und ich kann Ihnen versichern, dass wir ein sehr interessantes Programm zusammengestellt haben”. Die Teilnahme an der Exkursion steht allen Interessierten offen und ist kostenlos. Im Sinne einer besseren Planung wird um eine Anmeldung bis spätestens Donnerstag, 13. Februar, gebeten. Anmeldung per Telefon 09868/95 97 591 oder per E-Mail an lag@gemeinsam.bayern.
Das Projekt “Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken” ist ein Kooperationsprojekt der vier lokalen Aktionsgruppen (LAGs) Region Landkreis Fürth e. V., Region Hesselberg e. V., Aischgrund e. V. sowie der LAG Region an der Romantischen Straße, die das Projekt federführend koordiniert. Ziel ist es, die jüdischen Spuren in der Region zu bündeln und zugleich ein Bewusstsein für die Vielfalt jüdischen Lebens zu schaffen. Es wird eine Bestandsaufnahme der jüdischen Geschichte in Westmittelfranken durchgeführt. Das gewonnene Wissen soll dann unter anderem in einem Buch aufgearbeitet werden.